Lieber traditionell oder ballermannesk? Unserer kleiner Bierzeltführer leitet sie durch den Wiesnzelt-Dschungel.

Auf der Wiesn gibt es ganze 14 große Bierzelte, drei weitere auf der Oidn Wiesn und zudem eine noch größere Anzahl kleiner Zelte. Die Frage, welche Zelte man gesehen haben sollte, stellt sich im Wesentlichen nur für ihre großen Vertreter, da die kleinen nicht über unreservierte Bereiche verfügen. Welches Wiesnzelt man nun am besten ansteuern sollte, hängt ganz von den persönlichen Vorlieben ab.

Wo finde ich junge Leute?

Um das Musikpodium herum findet man traditionell im Schottenhamel. Nachmittags herrscht dort allerdings eher zurückhaltend reger Betrieb. Der unreservierte Bereich der Schottenhamel-Festhalle füllt sich dennoch früh mit Wandertagsgesellschaften Münchner Gymnasien.

Wer über 20 ist, wird im Hackerzelt oder dem Schützenzelt glücklicher, wobei das Publikum im Hackerzelt bodenständiger als im Schützenfestzelt ist. Dort ist außerdem der unreservierte Bereich sehr klein. In den Boxen und auf der Galerie sind die Gäste deutlich älter. Generell ist in allen Zelten das Publikum im den unreservierten Bereichen deutlich jünger.

Ich hätte es gerne möglichst authentisch

Viel wird seit den Neunzigern gejammert, dass die Ballermanisierung der meisten Wiesnzelte im Wesentlichen abgeschlossen ist. Selbst am Nachmittag ist vielerorts traditionelle Blasmusik nicht die Regel. Wenigstens tagsüber kommen Traditionalisten in der Ochsenbraterei auf ihre Kosten. Auf den gesamten Tag bezogen bietet das Augustinerzelt zweifelsohne die bodenständigste Unterhaltung. Die Musik ist ein gutes Stück traditioneller als anderswo, das Zelt steht im Wesentlichen seit 1928 so da, wie es das heute noch tut und der Anteil der Stammgäste, die diesen Ort kultisch zu verehren scheinen ist gigantisch. In der Bräurosl gibt es immerhin bis 18:30 einen großen Blasmusikanteil.

Wer kulturell interessiert ist, sollte sich außerdem die Oide Wiesn anschauen. Im Traditionszelt gibt es dort neben traditioneller Blasmusik sogar Tänze dargeboten, die in dieser Form allerdings in der Geschichte der Wiesn keine Rolle gespielt haben.

Ich will einfach die Sau rauslassen

Für ausländische Touristen sind hierfür das Hofbräu- und das Löwenbräuzelt die ersten Adressen, aber auch das Winzerer Fähndl (Paulaner-Festzelt) wird touristischer. Bei deutschsprachigen Besuchern kommt die sehr ballermannnahe Schottenhamel-Festhalle. Bei Einheimischen stehen das Hacker- und das Schützenfestzelt jedoch höher im Kurs. Zumindest ersteres ist nachmittags relativ bodenständig.

Ich mag gar kein Bier

Getränkekarten sind auf der Wiesn traditionell übersichtlich. Neben Wasser und ein paar Kracherln gibt es das Wiesnbier der jeweiligen Brauerei, dazu oft noch ein alkoholfreies Schankbier sowie ein Radler. Letzteres gibt es jedoch nicht überall und muss auf Basis einer Maß Bier selbst gemischt werden. Dazu kommt sonst lediglich noch Schnaps.

Wer Wein möchte, bekommt dies nur in den Wirts- und Schützen- sowie allen kleinen Zelten. Die großen Zelte, die Wein im Angebot haben, sind der Marstall, die Fischer-Vroni, das Armbrustschützenzelt, das Schützenfestzelt, die Käfer Wiesnschänke, die Schottenhame-Festhalle sowie – selbstverständlich – das Weinzelt.

Ich habe ein Glitzerdirndl, ich will zur Schickeria!

Die populärsten Refugien für typisches Schickeria-Publikum im mittleren Lebensdrittel sind das Käferzelt (innen nur mit Reservierung), das Weinzelt, die Bratwurst und der Marstall. Letzterer hat allerdings den Übergang vom Hippodrom nicht richtig gut geschafft. Die Glitzerdirndlträgerinnen kommen dort jetzt eher aus dem Norden. Die junge Münchner Vertreterin dieser Gattung füllt ihr Instagram-Profil bevorzugt mit Fotos aus dem Schützenzelt, in dessen Boxen und Galerien das Publikum ansonsten inzwischen den anderen genannten ähnelt.