Eine Analyse der Speisenkarten der großen Zelte auf dem Oktoberfest 2018.
Wer auf der Wiesn gut essen möchte und die Speisenkarten der einzelnen Wiesnzelte vergleicht, stellt oft erstaunliche Unterschiede fest. Sowohl zwischen den verschiedenen Zelten als auch im Vergleich einzelner Gerichte, deren Preisgefüge nicht immer sofort einleuchtet. Wir haben uns deshalb die Speisekarten 2018 der großen Zelte einmal genauer angeschaut.
Die Moderaten
Dezente Preiserhöhungen über die gesamte Karte verteilt findet man beim Armbrustschützenzelt und beim Winzerer Fahndl. Letzteres gehört allerdings weiterhin zu den teureren Zelten und hat heuer einen Küchenchef. Die Änderungen auf der Speisenkarte lassen deshalb in vielen Fällen keinen Preisvergleich zu. Eigenartig ist im Armbrustschützenzelt der Austausch der Schupfnudeln mit Kraut durch Gnocchi mit Tomatensoße.
Auch in der Ochsenbraterei sieht man in erster Linie durchschnittliche Preiserhöhungen, wobei günstige Gerichte vorbildicherweise nicht verteuert wurden und der Preis des Kaiserschmarrns sogar um 70 Cent nachgab. Mit 10,20€ ist er nun einer der günstigsten auf der Wiesn.
Die deutlich verteuerten
Die Zahl der Zelte, die 2018 deutlich tiefer in die Geldbeutel ihrer Kundschaft greifen, ist leider deutlich größer als die der bereits genannten. In der Bräurosl werden die Preise schon seit Jahren alljährlich deutlich angehoben und auch im Schützen- und im Löwenbräuzelt muss man nun deutlich mehr ausgeben. Beim Hofbräuzelt gibt es zwar durchaus Ausnahmen davon und darüber hinaus weiterhin sehr günstige Mittagsangebote auf der Karte, doch kostet der Kaiserschmarrn nun mit 11,50€ 21% mehr als im Vorjahr. Die neu hinzugekommenen „pikanten Chicken Wings“ sind sicherlich hinterfragenswert. Man will der Jugend der Welt wohl keinen Kulturschock zumuten.
Auch in der Fischer-Vroni wurden neben zahlreichen gleichbleibenden Preisen wie schon im Vorjahr einige drastische Preiserhöhungen durchgesetzt. Der Schweizer Wurstsalat kostet nun mit 16,50€ 6,5% mehr als im Vorjahr (und 52% mehr als im Hackerzelt) und der Obazde wurde um 21% auf erstaunliche 13,50€ verteuert.
Deutliche Preissteigerungen hat auch die Speisenkarte des Marstalls erfahren – außer im Hochpreissegment. Der bislang recht günstige Wurstsalat war letztes Jahr offenbar sogar 21% zu billig. Die gleiche Strategie, die günstigsten Gerichte möglichst teuer anzubieten und somit die Einstiegspreise hoch zu halten, fährt auch das Weinzelt. Dort blieben zwar viele Preise (wie schon letztes Jahr) gleich, doch die, die angepasst wurden, wurden dies deutlich – außer im höchsten Preissegment.
Augen auf beim Weißwurstkauf
Apropos Weinzelt: Komplett umstrukturiert wurden dort die Mittagsangebote. Diese sind zumindest teilweise auf den ersten Blick durchaus attraktiv, doch ist das dazugehörige Bier dort eben auch ein gutes Stück teurer als in den anderen großen Zelten. Bislang wurde dieses Problem in den schwach besuchten Mittagsstunden dadurch gelöst, dass eine Halbe Weißbier gleich inkludiert war.
So waren zwei Weißwurste mit Brezn und Weißbier letztes Jahr noch für anständige 12,70€ zu haben. Heuer kosten diese 9,90€ ohne und 17,85€ mit Weißbier. Das ergibt indirekt eine Preiserhöhung von 40%. In vielen kleinen Zelten, die auch Weißbier verkaufen, gibt es die Kombination übrigens für unter zehn Euro.
Die Vorbildlichen
Es gibt zugegebenermaßen leichtere Übungen, als sich über das Preisniveau auf der Wiesn zu echauffieren. Deshalb wollen wir uns bei dieser Gelegenheit auch noch dem Gegenteil widmen. In der Schottenhamel-Festhalle werden heuer mit Ausnahme des Hendls und der Mittagsangebote die gleichen Preise wie im Vorjahr ausgehängt. Die jährlich wechselnden Spezialgerichte werden heuer unter dem Begriff Altmünchner Traditionsküche zusammengefasst und umfassen Zwiebelfleisch, Schinkenfleckerl, geschmorte Rinder-Zwerchrippe und Böfflamott.
Die Augustiner-Festhalle hat seine Preise zum wiederholten Male wieder fast vollständig beibehalten, wodurch die ehemals recht teure Speisenkarte inzwischen von einigen anderen Zelten überholt worden ist. Zusätzlich zur vorbildlich großen Auswahl im Preisbereich um zehn Euro wäre es jedoch nach wie vor erstrebenswert, die Lücke zu den teureren Speisen zu füllen.
Das größte Lob geht wie aus den Vorjahren gewohnt an das Hackerzelt. Zwar wurden viele Gerichte (geringfügig) teurer, mit Ausnahme der spürbar verteuerten Ochsengerichte, doch bleibt dessen Speisenkarte weiterhin die ausgewogenste mit großer Auswahl im niedrigen bis mittleren Preisbereich.