Ein Prosit der Gemütlichkeit ist untrennbar mit der Wiesn verbunden.

Wie auch auf anderen bayerischen Volksfesten gewohnt, wird auf dem Oktoberfest mehrmals stündlich ein Prosit der Gemütlichkeit gesungen. Die wenigsten wissen jedoch, dass die Geschichte des Liedes tatsächlich untrennbar mit der Wiesn verbunden ist.

Der Liedtext

Ein Prosit, ein Prosit
Der Gemütlichkeit
Ein Prosit, ein Prosit
Der Gemütlichkeit

Sehr oft fügt der Sänger dem eigentlichen Lied den einfachen Trinkspruch „Oans, zwoa, drei gsuffa!“ an. Häufig folgt darauf auch noch ein weiterer Trinkspruch. Diese Trinksprüche sind gerne vulgär und werden in Reimform vorgetragen.

Was bedeutet ein Prosit?

Ein Prosit ist der aktive Konjunktiv des lateinischen Worte prodesse und bedeutet so viel wie, „möge es nutzen“. Davon stammt auch die verkürzte eingedeutschte Variante „prost“ ab.

Im Anschluss an das Prosit wird angestoßen.
Im Anschluss an das Prosit wird angestoßen.

Das gesamte Zeremoniell

Neulingen, denen die Weihen eines Bierzeltbesuches noch nicht zuteil geworden sind, möchten wir gerne den gesamten Kontext, in dem das Lied zur Aufführung kommt, beschreiben. Oft wird dem Lied der Ruf, „die Krüge hoch“ vorangestellt. Daraufhin heben die Festgäste ihre Bierkrüge. Dieses Spiel wird zwei weitere Male wiederholt. Festkapellen verwenden dieses Prozedere auch gerne als Stimungstester.

Im Anschluss an das Prosit stoßen die Gäste mit ihren Krügen an. Das geschieht in der Regel zusammen in der Mitte des Tisches und nicht separat mit jedem einzelnen Tischnachbarn. Verstärkt wird diese Geste mit dem Ausruf „prost“.

Geschichte und Herkunft

Obwohl der einzige Grund, für den man Ein Prosit der Gemütlichkeit heute noch kennt, seine enge Bindung an die bayerische Bierzeltkultur ist, liegen seine Wurzeln gar nicht in Bayern. Komponiert wurde es vom Bremer Journalisten Georg Kunoth (1863–1927). Der Chefredakteur der Bremer Nachrichten betätigte sich gerne auch künstlerisch, wobei das Prosit jedoch das einzige Werk, das die Zeit überdauert hat. Den Weg zur Unsterblichkeit ebnete dem Lied aber tatsächlich ein Wiesnwirt.

Georg Ritzer, Postkarte „Ein Prosit der Gemütlichkeit“, 1899. Aus der Sammlung Puppentheater / Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums.
Georg Ritzer, Postkarte „Ein Prosit der Gemütlichkeit“, 1899. Aus der Sammlung Puppentheater / Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums.

Der legendäre, außergewöhnlich innovative Georg Lang (Lang Schurl) führte 1898 in seiner neuen „Riesenfesthalle“ erstmals eine dreißig Mann starke Kapelle, Langs original Oberlandler, ein. Um die Stimmung im Zelt anzuheizen, ließ er im Zelt Liederhefte verteilen, damit die Gäste auch mitsingen konnten. Und eines der Lieder, die von Anfang an dabei waren, war das Prosit der Gemütlichkeit.

In den darauffolgenden Jahren wurden nicht nur große Blaskapellen sondern auch das Prosit zu Standards in großen Bierzelten in Bayern. Als wäre das Lied nicht schon eng genug mit der Wiesn verbandelt, sind die Rechte an seiner Verwertung vor einige Jahren an keinen geringeren als Wolfgang Grünbauer gewandert, der die Oktoberfestmusikanten im Festzelt Tradition dirigiert. Somit ist das ursprünglich Bremer Stück letztendlich doch noch ein echter Bayer geworden.

Wie oft wird das Prosit gespielt?

Ohne Zweifel ist Ein Prosit der Gemütlichkeit das meistgespielte Stück in bayerischen Bierzelten -üblicherweise kommt es zwei bis drei Mal pro Stunde zur Aufführung. Die GEMA weist alljährlich die meistgespielten Lieder der Wiesn aus. Der erste Platz ist freilich in jeder Ausgabe der Liste für das Prosit der Gemütlichkeit reserviert.