Das Brauereizelt des Paulanerbräus ist am Nachmittag sehr ruhig, mutiert am Abend aber zu Münchens größter Schlagerdisco mit Nebel, Lichtanlage.
Obwohl das Paulaner Festzelt bis 2018 immer noch den Namen der bekannten Armbrustschützengilde Winzerer Fähndl trug, wurde hier schon lange kein Schuss mehr abgegeben. Als sie 1895 erstmals mit einer wahrhaften Bierburg des Thomasbräus auf die Wiesn zog war es architektonisch und ob seiner schieren Größe wegweisend für folgende Bierzelte. Anstatt diese herausragende Stellung in der Wiesngeschichte zu kultivieren, hat sich die Paulanerbrauerei 2019 dazu entschlossen, den Namen des Zeltes 2019 auf „Paulaner Festzelt“ (tatsächlich mit Leerzeichen) zu ändern.
Ab 2004 wurde es von Arabella Schörghuber und Peter Pongratz betrieben, seit 2020 steht Peter Pongratz jedoch nicht mehr in der Konzession, dafür inzwischen Tochter Ramona.
Musik und Stimmung
In jüngerer Vergangenheit trat das Zelt, das nach der Übernahme des Thomasbräus zur Festhalle der Paulaner Brauerei wurde, in erster Linie durch die Erfindung des Phänomens „Wiesnhit“ in Erscheinung. 1984 nämlich war es im Winzerer Fähndl, dass Fürstenfeld zum ersten Mal gespielt, frenetisch aufgenommen und innerhalb kürzester Zeit auf dem ganzen Festplatz gespielt wurde. Neben der Festkapelle wurde 2015 erstmals von 19-21 Uhr zusätzlich eine Showband eingesetzt. Eingerahmt von Bühnennebel und Lichtshow entfernt sich das Winzerer Fähndl damit am weit konventioneller Bierzeltatmosphäre. Allerdings sucht die Brauerei offenbar noch nach den richtigen Transporteuren dieser neuen Identität. Nach verschiedenen Versuchen scheint man mit Nachtstark zur Beschallung der Abendpause der Festkapelle von 19 bis 21 Uhr glücklich zu sein. Tatsächlich wurden 2024 auch die Nockherberger, vormals Niederalmer, als Festkapelle ersetzt. Quetschnblech versucht ab sofort sein Glück. Wir sind gespannt, ob die Kapelle es bairischer als zuletzt probiert.
Am frühen Nachmittag geht es sehr ruhig zu. Dafür sind dann jeden Tag drei Mittagsgerichte erhältlich. Die Speisenkarte gehört ansonsten zu den teuersten unter den großen Zelten.
Architektur
Das neue Zelt von 2010 ist sehr hell und offen, wodurch einem die besonders große Spannweite des Zeltes bewusst wird. 2015 gab es im Innenraum eine Neuerung, die schnell ins Auge fällt. Das Musikpodium zitiert nun die Gestaltungselemente des ikonischen Turms vor dem Zelt. Auch dieser wurde im unteren Teil dezent verschönert. Unter dem Neubau wurde im gleichen Jahr die erste Ringleitung für die Schänken vergraben. Wie schon beim Vorgängerzelt ist das Mittelschiff vollständig in Boxen unterteilt. 2018 wurde die Fassade zum dritten Mal seit 2010 umgestaltet. Außerdem übernahm mit Tobias Bosch ein neuer Küchenchef.
Anders als in vielen Artikeln zu lesen, hat das Zelt übrigens nicht die größte Kapazität auf der Wiesn.
Reservierungen 2024
Reservierungen können seit 9. April auf der Seite des Zeltes angefragt werden. Zum Start waren immerhin die Sonntagnachmittage dabei, im Mai folgten ettliche Abende. Die Abfrage von Menübestellungen ist erfreulicherweise aus dem Formular verschwunden.
Warnen müssen wir allerdings davor, dass die Wirtin in den vergangenen beiden Jahren dadurch aufgefallen ist, dass sie willkürlich Verzehrgutscheine nach der Wiesn für ungültig erklärt hat, obwohl sie diese gemäß der Regeln der Landeshauptstadt hätte einlösen müssen. Auch 2024 hat das Zelt wieder angekündigt, die 18€-Gutscheine nach der Wiesn verfallen zu lassen. Außerdem kann nur der Markerlbesteller selber diese nach der Wiesn zurückgeben. Das Wirtschaftsreferat scheint auch im dritten Jahr infolge der offensichtliche Widerspruch zu den eigenen Regeln nicht anzufichten.