Das mit Abstand traditionellste Wiesnzelt überzeugt mit Bier vom Holzfass und Musik vom Blech und wird von Stammgästen kultisch verehrt.
Bei der Augustinerbrauerei drehen die Uhren seit einigen Jahrzehnten offenbar anders. Nicht nur ist sie die einzige Münchner Großbrauerei, die ihr kostbares Gut noch aufwendig in Holzfässern auf die Theresienwiese karrt, auch im Wiesnzelt der Brauerei scheint die Zeit in vielerlei Hinsicht stehengeblieben. Das heutige Erscheinungsbild des Zeltes geht zurück bis ins Jahr 1926. 2010 wurde sogar wieder ein inzwischen 30 Meter hoher Turm errichtet, der nach dem Krieg bislang nicht mehr aufgebaut wurde und heute als Fasslager dient. Auch im Zeltinneren überzeugt das Augustinerzelt durch Konstanz.
2014 wurde das Zelt im Innenraum umgebaut. Toiletten wurden erneuert, Eingänge verlegt, auf Doppelreihen im Mittelschiff umgestellt und die hintere Galerie um einen (nahezu) funktionslosen Halbkreis erweitert. 2015 folgte glücklicherweise eine völlig neue Beschallung des Zeltes. 2024 wurde die hintere Galerie leicht umgestaltet, um sie teilweise als Brauereibalkon zu nutzen.
Stimmung und Musik
Bereits in den Mittagsstunden ist das Zelt sehr gut gefüllt, zu einem erheblichen Teil mit Stammgästen, die den Klängen alpenländischer sowie konzertanter Blasmusik lauschen. Die zwar ausgelassene, aber dennoch bodenständige Stimmung hat zum großen Vorteil, dass auch in den Abendstunden noch ein Platz gefunden werden kann, dessen Sitzmöbel noch nicht zur Tanzfläche umfunktioniert worden ist. Und das, obwohl das Augustinerzelt zu den Beliebtesten gehört - gilt es doch vielen sogar als das einzige Zelt, das noch ein echtes Wiesnzelt und keine Schlagerdisco ist.
Leider hat sich die Festkapelle, die bislang für einen hohen Anteil bairischspracher Titel bekannt war, und viele Stücke im Programm gehabt hat, die anderswo nicht (mehr) gespielt wurden, in den letzten Jahren stark der Beliebigkeit der anderen Zelten angepasst. Nach acht dominiert angelsächsischer Pop, sodass sogar Taylor Swift inzwischen ins Repertoire aufgenommen wurde. Wenigstens wird weiterhin am frühen Abend relativ viel Blasmusik gespielt.
Eine Besonderheit ist, dass an den Wochenenden und am Feiertag von 11 bis 12 Uhr wechselnde Jugendblaskapellen zusätzlich zur Festkapelle Reinhard Hagitte zum Einsatz kommen. 2019 bekam die Festkapelle eine neue Bühne.
Speisenkarte und Mittagswiesn
Manfred Vollmer führt das Augustinerzelt bereits seit 1988. Noch vor einigen Jahren haben wir das Augustinerzelt für seine teure Speisenkarte, insbesondere die teils unattraktiven Angebote zur Mittagswiesn gerügt. Nach mehreren Nullrunden hat sich dieses Bild inzwischen gewandelt. In den letzten Jahren sind alle Preise außer die der Hendl und des Bieres nur moderat verteuert worden. Selbst 2022 wurden nicht alle Speisen verteuert. Leider klafft auf der Speisenkarte nach wie vor eine Lücke zwischen den günstigen Brotzeiten und den hochpreisigen Gerichten. Vorbildlich sind die günstigen Kindergerichte.
2024 schenkt die Augustinerbrauerei erstmals alkoholfreies Bier aus.
Reservierungen 2024
Reservierungen werden Neukunden oft gar nicht erst angeboten. Reservierungen werden für das Augustinerzelt für gewöhnlich nämlich nicht im Reservierungsforumular nachgefragt, sondern vererbt. Restplätze werden oft Anfang September im Büro in der Neuhauser Straße 27 vergeben. 2023 wurden allerdings am 10. Juli außergewöhnlicherweise Reservierungen für die letzten beiden Sonntage, den Feiertag und sogar einen Mittwochabend im Reservierungsformular freigeschaltet. 2024 wurden hingegen gar keine Reservierungen öffentlich vergeben.