Die erneuten Sperrungen am letzten Wiesnwochenende dürfen nicht normalisiert werden.
Am letzten Wochenende hat sich leider die Befürchtung bestätigt, der extreme Ausnahmefall, die kurzzeitige Sperrung der Eingänge am mittleren Wiesnsamstag, könnte normalisiert werden. Ich habe die Ursache der Sperrung, die stellenweise Überfüllung der Wirtsbudenstraße selber miterlebt. Eine solche Enge wie um 17 Uhr zwischen Hacker- und Augustinerzelt habe ich noch nie gesehen und verstehe, dass in dieser Situation zu handeln war.
Für den neuen Wiesnchef Christian Scharpf werden die Tage nach der schlechten Behandlung der Situation mit einer Sperrung der Eingänge und missverständlichen Durchsagen, die die Besucher ohne Angabe von Gründen zum Verlassen des Festplatzes aufforderten, recht ungemütlich gewesen sein. Ich habe deshalb schon befürchtet, die Festleitung könnte in der Folge übersteuern und genau das hat sie am Wochenende darauf leider auch getan.

Ich habe mir sowohl am Feiertag als auch am Samstag darauf die Wirtsbudenstraße um 17 Uhr an den neuralgischen Stellen, zwischen Hacker- und Augustinerzelt sowie zwischen Bräurosl und Schottenhamel, angeschaut und nicht feststellen können, dass es auch nur annähernd nach einer drohenden Überfüllung ausschaut. Dennoch wurden an beiden Tagen wieder die Eingänge geschlossen.
Am Feiertag wurden sogar in den Zelten die gleichen Durchsagen wie am Festplatz als Notfalldurchsagen eingespielt. Es wurde also den Kapellen der Saft abgedreht, nur um die Zeltbesucher wissen zu lassen, dass die Zelte geschlossen seien und man nicht stehenbleiben solle. Sehr zielführend.
So ein punktuelles Überfüllungsproblem muss punktuell gelöst werden, ohne große Kollateralschäden zu verursachen. Meines Erachtens müssen drei Dinge geschehen:
- Das Problem entsteht überhaupt erst durch die Schließung der Biergarteneingänge in der Wirtsbudenstraße. Wenn sich diese nicht vermeiden lassen, muss verhindert werden, dass sich Ahnungslose vor den geschlossenen Eingängen anstellen. Durch diese Menschentrauben wird die Straße nämlich verengt, was ursächlich für die Probleme am mittleren Samstag war. Am letzten Wochenende war zu sehen, dass man beim Augustinerzelt inzwischen sehr konsequent alle Wartenden weitergeschickt hat, sodass sich dort keine Menschentrauben bilden konnten. Gegenüber, vor dem Hackerzelt, war das zur gleichen Zeit leider weiterhin der Fall.
- Die Lautsprecheranlage muss örtlich beschränkt genutzt werden. Im konkreten Fall hätte auf Höhe des Hofbräuzelts verkündet werden sollen, dass die Wirtsbudenstraße wegen Überfüllung gesperrt ist und niemand mehr Richtung Riesenrad gehen soll. Genauso auf Höhe des Löwenbräuzelts, dass es ab dort nicht mehr nordwärts geht.
- Die Reservierungskontingente sollten am Wochenende mal wieder angeschaut werden. Durch Münchner- und Spontanreservierungen sind einige reservierbare Plätze hinzugekommen. Mehr reservierte Plätze sorgen für eine größere Herausforderung beim Reservierungswechsel. Das Münchnerkontingent bedarf wohl sowieso einer Reform.
Wir versuchen selbst unser Bestes, Auswärtigen zu vermitteln, dass sie die Samstage lieber meiden sollten, weil die Wahrscheinlichkeit, eine unbefriedigende Erfahrung mit verschlossenen Türen zu haben, recht groß ist. Unsere Bierzeltvorhersage ist freilich inspiriert vom städtischen Wiesnbarometer. Dieses sollte vielleicht wieder mehr Aufmerksamkeit für die Steuerung der Besucherströme bekommen. Heuer war es über Monate fehlerhaft und prophezeite einen schwach besuchten Feiertag.