Alljährlich diskutiert München über den nächsten Wiesnhit. Dabei ist das Konzept Wiesnhit längst überholt. Es gibt sie schlicht nicht mehr.

Europa hat seinen Grand Prix, München die Diskussion um den Wiesnhit. Nicht selten enthält eine Diskussion der Urlaubserlebnisse nicht gleich auch noch eine Einschätzung, was denn der Schlager der kurz darauffolgenden Wiesn sein könnte. Und das ungeachtet dessen, dass das Phänomen Wiesnhit inzwischen zum Phantom gewandelt hat. Hiermit möchte ich jedoch keinesfalls Bedauern zum Ausdruck bringen. In den Neunzigern wurden die Lieder, die die Urlauber aus Mallorca oder der Adria mitbrachten, geradezu bedingungslos auf der Wiesn akzeptiert und selbst eigentlich völlig untaugliche Macarenas oder Samba de Janeros waren an einem einzigen Abend mehrere Male zu hören.

Dass dies nicht mehr funktionieren sollte, wurde spätestens 2004 deutlich. Im Vorfeld wurde den Verkaufszahlen gemäß die elektronische Tanznummer Dragostea din tei bereits im Vorfeld zum Wiesnhit geschlagen. Diese Einschätzung währte genau ein paar Takte lang, bis das Lied mit aus den meisten Festzelten gepfiffen war. Den letzten wahrhaften Wiesnhit landete DJ Ötzi 2000 mit Hey Baby. Seit Jahren versuchen verschiedene Radiosender, allen voran aber die TZ, jedes Jahr aufs Neue, ein primitivstmögliches Machwerk in die Notenhefte der Festkapellen zu schleusen.

Gelingen wollte dies aber bisher einzig dem Bayerischen Rundfunk, der seinen Hausbarden Chris Boettcher die ganze Volksfestsaison intensiv bewarb und schließlich in den Bierzelten und letztendlich auch auf der Wiesn etablierte. Und dabei war Zehn Meter geh keiner der Dreisilber, mit denen es sogar die Wiesnkapellen immer wieder probieren und auch der allererste Wiesnhit überhaupt, Fürstenfeld auf der Wiesn 1984, begeistert bis heute auch textuell.

Wir werden auch heuer wieder keinen von der TZ lancierten Präkariatsschlager auf der Wiesn erleben und überhaupt wird es auch heuer wieder keinen echten Wiesnhit geben. Neu im Repertoire der meisten Kapellen dürften 2013 sicherlich die neuen Lieder der Sportfreunde Stiller und der Toten Hosen sein. Und jetzt sind wir einfach mal gespannt, wie gut die Neuheiten laufen und was sonst noch alles auf uns zukommt. Die bisher unbekannten Musicalsänger von Voxxclub z.B hätten in den letzten Monaten mit einer Alpenrebellen-Konserve eine wahre Marketingschlacht hingelegt