Der Schwarzhandel mit Wiesn-Reservierungen hat sich in den letzten Jahren prächtig entwickelt. Doch ein paar wenige Wirte kümmern sich tatsächlich darum.
Wie bereits von uns berichtet, bietet die Schottenhamel-Festhalle heuer erstmals Mittagsreservierungen auf Ebay an. Wir hatten inzwischen Gelegenheit, zu erfahren, welche Strategie hinter diesen Angeboten steckt. Hauptmotivation sei weniger der Verkauf zusätzlicher Reservierungen, was angesichts der geringen Zahl an Verkäufen auch nicht besonders ergiebig wäre, sondern tatsächlich die alleinige Präsenz auf Ebay. Viele Käufer und auch Verkäufer wissen nämlich zumindest vorgeblich nicht um das Wiederverkaufsverbot. In den Schottenhamel-Angeboten wird deshalb deutlich darauf hingewiesen, dass lediglich der Wirt eines Zeltes dazu berechtigt ist, Reservierungen zu vergeben. Zumindest manche Ebay-Käufe scheinen tatsächlich aus Unwissenheit zu geschehen. So haben wir schon Mittagsreservierungen entdeckt, die bei Ebay für mehr als den doppelten Gutscheinwert versteigert wurden.
Dem Büro der Schottenhamel-Festhalle ist der Reservierungsschwarzhandel ein besonderer Dorn im Auge. Ein weiterer Grund für das neue Engagement auf Ebay ist deshalb auch das Ziel, deutlich zu zeigen, dass man den Marktplatz beobachte und gegen den Wiederverkauf vorgehe, wenn erkennbar ist, um welche Reservierung es sich handelt. Hierfür reicht beispielsweise eine Nummer eines Reservierungsbandes oder eines Biermarkerls, welche alle auf die Reservierung, aus der sie stammen, zurückverfolgt werden können.
Während bei Ebay hauptsächlich private Verkäufer tätig werden, ist gegen die Professionalisierung des Wiederverkaufs, insbesondere durch die Berliner Firma Tab Ticketbroker, bislang kein Kraut gewachsen. Hier komme man schlicht und einfach nicht an die notwendigen Daten um diese Reservierungen zu sperren. Anders als vom Geschäftsführer von Tab Ticketbroker, Florian Kosak, der Süddeutschen gegenüber erklärt, sind zumindest die bislang bekannt gewordenen Wiederverkäufer keine Stammgäste, die Angst um ihren Tisch haben, sollten Sie ihn einmal zurückgeben. Vielmehr war zu erfahren, dass ein großer Teil der Wiederverkäufe auf Neukunden zurückzuführen.
Ganz anders läuft es hingegen bei Agenturen, die Firmenbesuche für Firmen organisieren. Mit diesen arbeitet man bei der Schottenhamel-Festhalle zusammen, sodass die Agenturen die Namen der Endkunden, an die die Reservierungen letztendlich weitergegeben werden, dem Reservierungsbüro mitgeteilt und auf den Reservierungskarten eingetragen wird.