Ungewohnt früh kann man heuer für die Oide Wiesn reservieren - mit fadem Beigeschmack.

Aktualisierung: Der Mindestverzehr wurde inzwischen angepasst.

Es ist erst Februar und dennoch ist bereits das dritte Zelt in die Reservierungsphase gestartet – lang bevor die Zulassungen für die Wiesn erteilt werden. Ungewöhnlicherweise beginnt mit der Schützenlisl sogar eins der Oidn Wiesn noch im Winter mit der Annahme von Reservierungsanfragen. Interessant ist dies insbesondere deshalb, da alle Zeiten für alle Tage verfügbar sind – egal ob zum Anstich oder für die Freitag- oder Samstagabende.

Leider werden bereits mit der Reservierungsanfrage Menübestellungen abgefragt, was den Wirten theoretisch die Möglichkeit gibt, Anfragen nach dem zu erwartenden Umsatz zu priorisieren, was wir grundsätzlich ablehnen. Gegen eine Verpflichtung zur Menübestellung hat allerdings auch die Stadt München etwas. Die verbietet den Wirten ebendiese in deren Verträgen.

Das ficht Wirt Lorenz Stiftl jedoch nicht an und das offenbar zurecht. Schließlich setzte er auch in seinem alten Zelt bereits einen Menüzwang durch, und das auch noch 2022, als er dafür bereits Reservierungen annahm, bevor er die Zulassung mit der Schützenlisl bekam – ungeachtet des wiederholten Regelverstoßes.

In der Schönheitskönigin bietet er Reservierungen zu drei verschiedenen Zeiten in fünf verschiedenen Zeltbereichen an. Im Reservierungsformular sind zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels 38 Schichten ausschließlich nach der Wahl eines von drei Menüs buchbar. Diese schlagen mit 59€ bis 79€ pro Person zu buche, hinzu kommen jeweils mindestens zwei Maß Bier. Wem das noch nicht reicht, hat zudem die Möglichkeit, seiner Bestellung noch ein Flaschl Dom Perignon für 550€ hinzufügen. Mei, Bodenständigkeit schön und gut, aber es darf ja auch auf der Oidn Wiesn a bissl zünftig werden, nicht wahr?

Auch in den Zeltbereichen, in denen der Menüzwang nicht gilt, gehen die Mindestverzehrforderungen in der Schützenlisl über das erlaubte Maß hinaus. Im Mittelschiff, auf das übrigens weniger als die Hälfte der Zeltkapazität entfällt, wird zu allen Zeiten zusätzlich zu den erlaubten zwei Maß Bier und einem halben Hendl pro Person ein regelwidriger Wertgutschein über zehn Euro verlangt.

In den anderen Boxen ist das Verlangen der Abnahme eines zusätzlichen Wertgutscheins zwar zusätzlich erlaubt, doch verlangt die Schützenlisl sogar noch einen zweiten davon. An den Abenden von Donnerstag mit Samstag sogar deren drei. Je nach Bier- und Hendlpreis ist somit mit einem Mindestverzehr von über 70€ und damit mehr als 20€ pro Stunde zu rechnen. Selbst wenn die Schützenlisl als Mittelbetrieb eingestuft würde, wovon wir nicht ausgehen, wäre dies zu viel.

Noch hat kein Wiesnwirt eine Zulassung bekommen und somit kann auch keiner gegen Verträge mit der Stadt verstoßen, die weder verfasst noch geschlossen sind. Theoretisch können all diese Vorwürfe letztendlich falsch sein, wenn sich die Stadt vorher noch entschließt, ihre Verträge anzupassen. Sie könnte diesen Sachverhalt aber auch in die Entscheidung über die Vergabe des Zelts einfließen lassen. Ansonsten gilt auf der Wiesn wohl weiterhin, dass der Hund mit dem Schwanz wedelt.