Die Reservierungsbedingungen des Marstall-Festzelt sind einen zweiten Blick wert.

Das Marstall-Festzelt bietet in seinem Reservierungsformular ab sofort Reservierungen für die Wiesn 2022 an. Wertvolle Reservierungen werden nicht angeboten und dennoch sorgt das Formular für Aufsehen. Wie gewohnt wird noch während der Reservierung die Bestellung von Menüs und Champagner aufgefordert, was wir seit jeher als Umgehung des städtischen Verbots eines Menüzwangs interpretieren – schließlich kann sich das Reservierungsbüro so die umsatzbereiteste Kundschaft heraussuchen.

Die Formulierungen auf der Menübestellseite haben aber einen genaueren Blick verdient. Dort heißt es nämlich, „für Ihren Aufenthalt in unserem Festzelt bieten wir Ihnen die nachfolgenden Menüs an. Nachmittags empfehlen wir die Wahl eines Menüs, um Ihnen und Ihren Gästen die größtmögliche Qualität bieten zu können.“ Die Wirtsleute lassen uns also wissen, dass wir eine mindere Speisenqualität zu erwarten haben, wenn wir à la carte bestellen? Soll man ihrer erstaunlichen Offenheit nun applaudieren oder ihre gastronomische Eignung für den Betrieb eines Wiesnzelts infrage stellen? Selten sieht man sich mit einer solchen Unlust ein Wiesnzelt zu bewirten konfrontiert.

„Abends benötigen wir die Wahl eines Menüs aus logistischen Gründen, damit wir den Ablauf gewährleisten können.“ Man benötigt also eine Menüwahl. Man muss schon sehr wohlwollend sein, hinter dieser Formulierung keinen Verstoß gegen das Menüzwangverbot zu sehen. Menüs sind übrigens vom Veranstalter deshalb nicht gern gesehen, weil diese dazu genutzt werden, den Mindestverzehr in Essen zu binden, sodass Getränke nicht in den Mindestverzehr fallen und diese künstlich über die Vorgaben der Stadt gehoben werden kann.

Noch ungünstiger trifft es jedoch Gäste, die einer Diät folgen oder deren Speisenwahl gesundheitlich beschränkt ist: „Vegetarische/Vegane Speisen sowie zusätzliche Speisen aufgrund von Unverträglichkeiten oder Allergien müssen vor Ort beim Servicepersonal bestellt werden und sind nicht im Menüpreis enthalten!“ Da sich nur entweder Schnitzel oder Schweinsbraten jeweils für den gesamten Tisch vorbestellen lassen, müssen diese also dennoch bezahlt werden, selbst wenn sie gar nicht gegessen werden. Mit Geldschneiderei hat das aber ganz bestimmt nichts zu tun, es wird dafür mit Sicherheit „logistische Gründe“ geben.

Obendrauf kommt zudem eine Zustellgebühr von 30€ zu jeder Reservierung. Diese wird zwingend erhoben, da eine Abholung der Reservierungsunterlagen nicht angeboten wird. Logistische Gründe, Sie verstehen schon.