Zwei Neuerscheinungen erwarten 2024 die Wiesndamischen.
Zwei Neuveröffentlichungen warten heuer darauf, in die Regale der Wiesndamischen zu wandern: Eine Anekdotensammlung und ein Kulinarikführer. Wir haben beide Bücher vom Verlag zur Besprechung zur Verfügung gestellt bekommen.
Franz Kotteder: Zu Gast auf dem Oktoberfest
Franz Kotteder dürfte eine der begehrtesten Aufgaben bei der Süddeutschen Zeitung haben. Der Kulturjournalist hat sich nämlich nicht zuletzt der Wirtshauskultur verschrieben, seit zehn Jahren insbesondere der Wiesn. In dieser Zeit ist er so etwas wie die intellektuelle Galionsfigur Wiesnreporter geworden und lässt in seinen Artikeln ein so tiefes Verständnis für das größte Volksfest durchblicken, wie man es sich bei einigen der wesentlichen Akteure auf dem Oktoberfest wünschen würde.
Wenn ein Franz Kotteder ein Wiesnbuch schreibt, dann nicht nur irgendeines, sondern gleich das, laut Verlag, „offizielle Buch zum Oktoberfest“ - mit Vorwort vom ehemaligen Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. Sonst würde es sich ja gar nicht richtig anfühlen. Herausgekommen ist dabei eine Art Kulinarikführer, in dem jedes der großen und kleinen Zelte auf der Wiesn, samt einem Kochrezept für ein typisches Gericht, beschrieben wird. Erfreulich ist, dass die Texte ohne die gewohnten Plattitüden auskommen. Kotteder nimmt oft eine angenehm ironische Distanz ein, inbesondere bei der Beschreibung der einzelnen Brauereien. So wagt er gar infrage zustellen, ob denn die Löwenbrauerei, die gar keine eigene Braustädte mehr besitzt, sondern ledliglich Pächter bei Spaten ist, überhaupt noch als Münchner Brauerei zu bezeichnen ist.
Schade ist jedoch die durchwachsene Fotoauswahl. Obwohl eh mit (großteils hochwertigem) Agenturmaterial gearbeitet wurde, scheint es, als wären von manchen Zelten nur Telefonschnappschüsse verfügbar gewesen. Die Wurstbraterei Heinz ist sogar mit einem Foto von der Auer Dult vertreten, obwohl dort ein völlig anderes Zelt steht. Ein Hinweis auf diesen Fauxpas fehlt.
Das angenehm zu lesende Buch ist hochwertig produziert und empfiehlt sich für alle, die etwas tiefer in die Wiesn des Hier und Jetzt eintauchen wollen. Es ist ab sofort verfügbar, beispielsweise bei Hugendubel (Werbung).
Margarete Prijak: O'zapft is!
„Das allererste Buch einer waschechten Wiesnbedienung“ verspricht der Goldmann-Verlag nassforsch und vergisst dabei das vor zwei Jahren erschienene Buch Wiesn-Glück vom weit über München hinaus bekannten Pfarrer Rainer M. Schießler, der zehn Jahre lang im Schottenhamel-Garten bediente. In O'zapft is beschreibt Margarete Prijak ihre Lieblingsanekdoten, die sie seit 1987 als Bedienung im Augustiner-Garten erlebt hat. Die sehr persönlichen Geschichten handeln in der Regel von Stammgästen, ihrer (Wiesn-) Familie oder ihr selbst.
Das Buch liest sich wie ein Papier gewordener Biertischratsch und richtet sich an Leser, die gerne in den Wiesnerinnerungen anderer schwelgen. Die Geschichten handeln vom Bangen um die alljährliche Einladung zur Arbeit auf der Wiesn, davon, was man alles an einem Biertisch vergessen kann, oder dem Beinbruch, der der Autorin eine Wiesn gekostet hat. Für manch einen, der die Wiesn für eine Kommerzveranstaltung wie einen Ballermannclub hält, mag das durchaus augenöffnend sein.
Die Autorin selber sagt, dass wohl jedes Wiesnbedienung ein Buch füllen könnte. Nach der Lektüre von O'zapft is, dürfte sich das so manch eine denken.
Das Buch ist ab sofort verfügbar, beispielsweise bei Hugendubel (Werbung).