Eine Petition will gerade das Aus des Hippodroms kultur- und traditionsbedingt verhindern. Derweil tauchen Informationen zum Wirtsnachfolger auf.
„Der Wirtschaftsausschuss der Stadt München entscheidet am 28.4.14 über den Fortbestand des Hippodrom Oktoberfestzeltes. Das Hippodrom existiert seit 111 Jahren am Münchner Oktoberfest. Der momentane Wirtschaftsreferent und designierte Oberbürgermeister Dieter Reiter erwägt laut Presseberichten das Hippodrom abzuschaffen und an dessen Stelle eine weitere moderne Bierburg zuzulassen.
Die Historie und Tradition wird hier mit Füßen getreten und den Münchnern und Gästen ein Kulturgut und eine Heimat geraubt.“
So steht es in der Petition zum Erhalt des Hippodroms auf der Wiesn. Gerade den Erhalt des Hippodroms in der Form, wie es Sepp Krätz etabliert hat, ausgerechnet mit Tradition und Kultur zu begründen wirkt mehr satirisch als geglückt. Schließlich verfügt der Betrieb bereits seit den 80ern nicht mehr über eine Reitbahn und wurde nach mehreren schweren Jahren in eine, man verzeihe mir den Ausdruck, überoptimierte Party-Location für vergoldete Freibierlätschn transformiert. Aus den Schlagzeilen kam das Zelt damit zwar nicht, doch wurden wenigstens gegen die Gäste in den Folgejahren keine Gewaltvorwürfe mehr laut.
In gut informierten Kreisen heißt es derzeit, am Montag würde Siegfried Able nicht das Hippodrom zugesprochen, sondern einen gänzlich neuen Betrieb, den „Marstall“ bekommen. Als guter Freund von Wirtschaftsreferent Dieter Reiter hielt er seine Bewerbung gar für dermaßen unfehlbar, dass er sich die Mühe einer nebenläufigen Bewerbung um seine Kalbskuchl erst gar nicht mehr auftun wollte. Wenn wir die Empörung über diese offensichtliche Spezlwirtschaft für einen Moment zurückhalten, kommt hier nun der dritte Punkt zum tragen, auf den sich die Petition stützt: Die Geschichte des Hippodroms.
Davon hat sich seit dessen Erfindung 1902 von der Schaustellerlegende Carl Garbriel nämlich einiges angesammelt. Und diese wäre durch die Zulassung eines Betriebes, der sich offenbar recht schamlos an seinen Vorgänger anlehnt, gleichzeitig aber den Erwerb von Markenrechten umgeht, nicht mehr fortschreibbar. Dass Able, der sich selbstverständlich wie alle andere Hippodrom-Bewerber auch, innigst gewünscht hätte, sich gar nicht bewerben zu müssen, weil der Sepp das Zelt behält, zu den eh schon hohen Investitionen nicht auch noch die Altersvorsorge von letzterem durch die Übernahme seiner Markenrechte zu sichern gewillt ist, ist jedoch verständlich. Hier hätte die Stadt Vorsorge tragen und diese Rechte bereits vorsorglich an sich binden müssen. So wird es nämlich irgendwann auch kein Armrbustschützenzelt keine Ochsenbraterei und auch keine Fischer-Vroni mehr geben (ein Gegenbeispiel wäre die Bräurosl). Es sei denn, man akzeptiert, dass diese Zelte fortan in den Händen der immer gleichen Familien bleiben.