Die Kapelle Josef Menzl bittet ihre Anhänger um Unterstützung in der Bräurosl.

Aktualisierung: Die Brauerei hat am 21. September interveniert und setzt jeden Tag ab 20 Uhr statt der Kapelle Josef Menzl Erwin und die Heckflossen ein.

Die neue Bräurosl hat einen Fehlstart hingelegt. Das muss man nach dem ersten Eröffnungswochenende wohl schlichtweg so festhalten. Das Zelt ist anscheinend nicht ganz fertig geworden, obwohl daran seit Mai gebaut wurde. Trotz seiner Höhe war die Luft am Wochenende bei geschlossenen Oberlichtern äußerst schlecht, die Fenster beschlugen und das Kondenswasser produzierte unaufhaltsam saure Radlermaßen. Dazu war die Beschallung schlecht eingestellt, Das Anbringen von Reservierungszetteln wurde vergessen und der Reservierungswechsel außerordentlich in die Länge gezogen.

Zwar hieß es, der Ausfall von 50 Bedienungen, die aufgrund ihrer Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen drei Tage vor dem Start kündigten, sei aufgefangen worden, doch hatten zahlreiche Gäste große Probleme an Bier oder Essen zu kommen. Dem Autor dieser Zeilen wurde um halb neun bereits vom Kellner beschieden, die Küche wäre bereits zu, was freilich nicht stimmte, im Endergebnis jedoch keinen Unterschied machte. So wurde es zur Herausforderung, dem verbotenerweise erhöhten Mindestverzehr überhaupt nachkommen zu können.

Hinzu kamen bereits im Vorfeld Probleme bei der Abwicklung von Reservierungen und ein Mangel an Kommunikation mit den eigenen Gästen. Und gerade dieser hat zu einem weiteren Problem geführt: Die massive Konzeptänderung des Zelts wurde weder den Reservierungswilligen mitgeteilt, noch in die Öffentlichkeit getragen. Auch wir haben auf Nachfrage leider keine weiteren Informationen erhalten. Somit hat eine erhebliche Zahl von Freunden der alten Bräurosl Reservierungen angefragt, ohne sich der erheblichen Veränderungen bewusst zu sein.

Die alte Bräurosl nämlich war nahezu blasmusiklos. Selbst am Nachmittag wurde für einige Stunden eine Kapelle aus dem volkstümlichen Schlager anstatt der Festkapelle eingesetzt. Und selbst diese war in erster Linie für ihre Mallorca-affine Ausrichtung bekannt und schickte ihre Sänger in Micky-Krause-Verkleidung auf das Podium. Gar keine guten Voraussetzungen also, um das Zelt wieder bairischer, traditioneller auszurichten.

Gefordert wird vom Publikum nun also eine gewisse Layla statt der Fischerin vom Bodensee und guttiert die anderswo hochgelobte Bierzeltmusik der neue Festkapelle Josef Menzl mit Pfiffen statt Lobpreisungen. Dabei hat die in Ostbayern außergewöhnlich populäre Kapelle noch nicht einmal versucht eine echte Blasmusikrevolution anzuzetteln, wie es ihr in Straubing schon vor Jahren gelang. Auf der Wiesn hat sie ihre Arrangements um E-Gitarren erweitert und gar einige recht neue Stücke der Populärmusik ins Programm genommen.

Nach dem Eröffnungswochenende wurde sogar gleich nachgesteuert und ein paar Wiesnklassiker hinzugenommen, die man tatsächlich leicht vermisst, wenn doch eh schon nicht ausschließlich Blasmusik gespielt wird. So ist das Menzlsche Programm inzwischen gar nicht mehr so weit entfernt vom Augustinerzelt, wo eine traditionellere Ausrichtung für ein volles Zelt sorgt wenn woanders die Reihen licht sind. Zudem wurden die massiven Probleme mit der Musikanlage inzwischen beseitigt

Nur ein wesentliches Problem bleibt: Nicht zuletzt aufgrund der ausgebliebenen Öffentlichkeitsarbeit zieht die Bräurosl weiterhin zu großen Teilen Freunde des Mallorcaschlagers und nicht der bairischen Blasmusik an. Deshalb bläst die Kapelle heute zur Mobilisierung seiner Aficionados um das Projekt Blasmusik in der Bräurosl noch zu retten. Da wir uns sehr freuen würden, wenn es neben dem Augustinerzelt ein weiteres Bierzelt auf der Wiesn gäbe, das sich auch wie ein solches anhört, weisen wir gerne darauf hin, dass verärgerte Bräuroslgäste ihre Reservierungen in unserer Facebook-Gruppe an Blasmusikbegeisterte weitergeben können.

Doch auch Freunde der Kapelle werden sich nicht über Probleme beim Einlass, zögerlichen Biernachschub oder gar die Berichten zufolge am Nachmittag stattfindende Räumung des reservierungsfreien Bereichs begeistern können, der zudem entgegen der Vorschriften noch nicht einmal ausgeschildert ist. Festwirt Peter Reichert steht also ebenso in der Pflicht.

Wenn diese inakzeptablen Mängel behoben sind, sind wir jedoch überzeugt davon, dass die Bräurosl ihr Publikum finden kann. Nur muss dafür dieses Publikum auch die Bräurosl finden.