Paukenschlag: Die Bierpreisbremse kommt, die Wiesn wird allerdings verkürzt!
Die Auseinandersetzung um die zukünftige Bildung des Bierpreises und die Finanzierung der gestiegenen Ausgaben der Stadt München für die Durchführung des Oktoberfestes hätte offenbar gar das Potential gehabt, die Stadtratskoalition zwischen SPD und CSU zu sprengen. CSU-Bürgermeister Josef Schmid nämlich trompetete in den letzten Wochen öffentlich sein Konzept zur Finanzierung des Taschenverbots, das tatsächlich fast so teuer wie sinnlos ist, durch die Presse: Die Wiesnwirte sollen künftig mit einer Umsatzpacht an den Kosten beteiligt werden. Damit sie die Mehrkosten nicht auf die Besucher umlegen können, sollte gleichzeitig der Bierpreis begrenzt werden.
Nach zähen Verhandlungen, die sich bis in die Nacht hinein zogen, kommt die nun verkündete Lösung des Streits einem Donnerwetter gleich: Tatsächlich soll der Bierpreis in den kommenden beiden Jahre auf 10,70€ gedeckelt werden. Doch der Kompromiss, den die Wirte anstrebten, erstaunt: Sie wollen im Gegenzug auf die zweite Wiesnwoche verzichten.
Bereits in der vergangenen Debatte erstaunte, dass Wirtesprecher Roiderer nicht dankend das Schmidtsche Angebot annahm, die Wiesn als Ausgleich für die Preisgrenze einen Tag zu verlängern. Stattdessen rechnete er merkwürdigerweise der Lokalpresse lieber vor, welche Ausgaben alljährlich auf ihn und seine Kollegen zukämen. Die Verdienstlage stellt sich auf dem Oktoberfest nämlich inzwischen ganz anders dar als bislang vermutet: Die Kosten für den Betrieb eines Wiesnzeltes sind in den letzten Jahren derart gestiegen, dass Verluste inzwischen die Regel sind. Jeder zusätzliche Betriebstag bedeutet am Ende ein größeres Defizit.
Über Jahre wussten nur wenige Eingeweihte von dieser Schieflage. Die einst so stolzen Könige der Wiesn wollten diese erstaunliche Entwicklung lieber für sich behalten und machten zum einen aus Traditionsbewusstsein zum anderen aber auch aus Marketinggründen gute Miene zur Miesenwiesn und subventionierten die Zelte mit dem Jahresgeschäft. So geben die Wirte laut Roiderer Jedes Jahr allein für die Musik bis zu 150 000 Euro aus. Bräurosl-Wirt Georg Heide drohte gar, auf Tischdecken zu verzichten, um 35 000 Euro einsparen zu können.
In gewisser Weise ist das Oktoberfest somit Opfer seines eigenen Erfolgs. Der starke Andrang in den Zelten ließ die Sicherheitsausgaben in den letzten Jahren geradezu explodieren. Der Bierausstoß stieg gar derart stark, dass der Aufwand bei dessen Ausgabe, also beim Zählen der Biermarken der Bedienungen in den Schänken, so groß wurde, dass er sich kaum noch wirtschaftlich bewältigen lässt. Im Nachhinein scheint offensichtlich, dass sich ein derart gigantischer Aufwand schlecht mit einem Bierpreis von knapp unter elf Euro oder Schweinsbraten für 18 Euro rechnen kann.
Gern hätten die Wirte auf die Bierpreisgrenze verzichtet. Seitens der Landeshauptstadt wurde alternativ ein Eintrittsgeld von einem Euro ins Spiel gebracht. Dieser Vorschlag fand allerdings beim Verhandlungspartner keine Zustimmung, schließlich dürfe die Stadt „unsere Gäste nicht schröpfen“.
Zumindest auf Wirteseite sorgt der nun getroffene Kompromiss für Erleichterung. Georg Heide zeigte sich regelrecht aufgelöst vor Freude: „Durch die neue Kostenstruktur wollen wir jetzt auch weiterhin Tischdecken auflegen. Zumindest an den Sonntagen.“
Bei den Wiesnbesuchern sorgt die präsentierte Lösung freilich nicht ausschließlich für Begeisterung. Durch die Verkürzung der Festdauer verringert sich schließlich auch das über die gesamte Festdauer vorhandene Sitzplatzangebot um fast die Hälfte. Nicht ohne Stolz schreiben wir, dass man bei der Stadt hierfür eine Lösung heranziehen will, von der wir bereits im Vorjahr berichtet haben: Eine Besuchszeitobergrenze.
Völlig unsinnig ist hingegen die von der FDP-HUT-Piraten-Stadtratsfraktion geforderte Oktoberfest-Ausländermaut.
April, April!