Die Bavaria war die erste bronzene Kolossalstatue seit der Antike.
Am 9. Oktober 1850, 40 Jahre nach dem ersten Oktoberfest, wurde der Theresienwiese eine bedeutende architektonische Aufwertung zuteil: Die Bavaria wurde feierlich enthüllt. Die Bavaria ist eine 18,52 Meter hohe Kolossalstatue am Rande der Münchner Theresienwiese, die eine personifizierte Allegorie Bayerns darstellt.
Vorgeschichte und Konzeption
Auch wenn der Begriff der Bavaria heute nahezu ausschließlich mit der Statue vor der Ruhmeshalle in Verbindung gebracht wird, ist das ihr zugrundeliegende Konzept einer weiblichen Personifizierung Bayerns bereits deutlich älter. Bereits 1590 schuf Hubert Gerhard die Statue Tellus Bavarica, die seit 1616 den Dianatempel inmitten des Hofgartens bekrönt.
Weitere bekannte Darstellungen der Bavaria befinden sich auf einem Deckenfresco von 1773 im Kloster Fürstenzell bei Passau und seit 1829 noch ein weiteres mal im Hofgarten. In dessen Arkaden befindet sich ein Gemälde der Bavaria mit Brustharnisch, Löwe und Schild und damit schon gar nicht mehr so weit von der Idee der späteren Statue entfernt.
Erste Überlegungen für ein patriotisches Denkmal hatte der spätere König Ludwig I. bereits vor seiner Hochzeit, die 1810 das erste Oktoberfest bedeuten sollte. Doch dauerte es bis 1833, bis er schließlich einen Architekturwettbewerb ausschreiben sollte, der jedoch in erster Linie der Umsetzung der Ruhmeshalle diente.
Der Wettbewerbsbeitrag des Hofarchitekten Leo von Klenze allerdings konnte den König mit dem Entwurf einer Kolossalstatue, die vor der Halle ihren Platz finden sollte, nachhaltig beeindrucken. Seit der Antike wurde keine vollständig aus Bronze gegossene Kolossalstatue mehr geschaffen. „Nur Nero und ich können solche Kolosse erbauen…“, kommentierte der stolze König deshalb das Vorhaben. Die griechische Antike sollte auch als Vorbild für Klenzes Entwurf dienen, sowohl für die Ruhmeshalle, als auch die Statue. Dafür konnte sich der mit der Umsetzung letzterer beauftrage Bildhauer Ludwig von Schwanthaler jedoch nicht erwärmen. Während er sich zunächst noch den griechischen Vorlagen Klenzes beugte, wurden in späteren Entwürfen der Lorbeer- durch einen Eichenkranz ersetzt und der Dame ein Bärenfell übergeworfen, um schließlich dem Geschmack des Romantikers Schwanthaler zu entsprechen.
Umsetzung
Von Ende 1839 bis Sommer 1843 wurde in der Erzgießerei von Johann Baptist Stiglmaier unter der Anleitung Ludwig von Schwanthalers ein Gipsmodell der Statue im Maßstab 1:1, das sogenannte Originalmodell gefertigt. Für den Guss auf Grundlage dieses Modells zeichnete sich jedoch bereits dessen Neffe Ferdinand von Miller, der den Auftrag nach dem Tod Stiglmaiers 1844 übernahm.
Das Projekt begeisterte König Ludwig I. so sehr, dass er den Guss, der im Dezember 1849 beendet wurde, teilweise sogar persönlich beaufsichtigte. Vielleicht auch nicht zuletzt deshalb, da er es aus eigener Tasche finanzierte – auch noch nach dessen überraschender Abdankung 1848.
Insgesamt ist die Statue 27,44 Meter hoch, wovon 8,92 Meter auf den Sockel entfallen. Die Figur hat bis zum Scheitel eine Höhe von 15,75 Meter. Insgesamt misst sie 18,52 Meter.
Aufbau und Enthüllung
Der Transport der Einzelteile der Bavaria erfolgte zwischen Juni und August 1850 auf eigens hierfür konstruierten Wägen, die von jeweils 20 Pferden gezogen wurde. Der letzte Transport, der des Kopfes, wurde am 7. August mit einem großen Festzug durch die Stadt inszeniert.
Die Ruhmeshalle, das ursprüngliche Zentrum des Projekts, war zu diesem Zeitpunkt noch weit von seiner Fertigstellung entfernt. An der Enthüllung der Bavaria im Rahmen des Oktoberfestes sollte dennoch festgehalten werden. 1850 hätte Ludwig nämlich eigentlich sein 25. Thronjubiläum gefeiert. Und so geriet die große Enthüllungsfeier am 9. Oktober zu eine Huldigung des Nichtmehrherrschers, insbesondere durch viele renommierte Künstler, die außerordentlich von seiner Regentschaft profitierten.
Die Ruhmeshalle wurde erst drei Jahre später eröffnet – mit einer recht bescheidenen Feier.
Besichtigung und Öffnungszeiten
Für gewöhnlich kann die Bavaria von innen über eine enge Wendeltreppe bestiegen werden. Aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie ist derzeit jedoch nicht bekannt, wann diese wieder möglich sein wird.