2023 gibt es u.a. neue Öffnungszeiten, Reservierungsregeln und Fahrgeschäfte.

Neue (alte) Öffnungszeiten

So richtig verstanden haben wir nicht, wieso es der Stadt letztes Jahr wichtig war, die Wiesn unter der Woche bereits um neun statt um zehn zu öffnen. Da wir damit offenbar nicht ganz allein waren, wird das Festgelände ab 2023 wieder erst um zehn Uhr öffnen, am Wochenende unverändert bereits um neun.

Eine bedeutende, und unserer Meinung sehr sinnvolle Änderung, ist die der Öffnungszeiten auf der Oidn Wiesn. Deren Zelte dürfen künftig ebenfalls bis 22:30 Musik spielen und Bier ausschenken. Die Schaustellergeschäfte dürfen bis 23:30 Uhr öffnen, an den Freitagen, Samstagen und vor dem Feiertag bis Mitternacht.

Neue Fahrgeschäfte

Die größte Nachricht aus dem Schaustellerbereich ist die Rückkehr eines großen Klassikers: Das Russenrad wurde den aktuellen technischen Anforderungen angepasst und darf nun erstmals seit 2019 wieder die Wiesn beziehen.

Mit Mr. Gravity kommt erstmals eine Technical Park Heavy Rotation auf die Wiesn. Die intensive Fahrt ist deutlich nervenkitzelnder als der monotone Fahrabflauf vermuten lässt.


Die beiden weiteren Neuheiten, Crazy Outback und Crazy Island ähneln sich nicht nur dem Namen nach – es handelt sich bei beiden um Laufgeschäfte. In diesem Segment wird das Lachfreuhaus übrigens künftig fehlen, es wurde nämlich in den Norden verkauft.

Schwerer wiegt der Verlust der Münchner Zugspitzbahn. Der Klassiker verpasste letztes Jahr schon wegen technischer Probleme seine Inbetriebnahme und darf heuer gleich gar nicht erst aufbauen. Es wäre wünschenswert, wenn der Ausfall zum Anlass für eine optische Überholung genommen wird und das Karussell nächstes Jahr wieder zurückkommt.

Die letzte konventionelle Schiffschaukel gibt ihren Platz vor dem Käfer-Biergarten auf. Stattdessen wird dort der Glückshafen aufgebaut. Der Kettenflieger von Stranninger zieht vom Eingang an der Bavaria in die Schaustellerstraße. An seinem alten Platz wird heuer der Weißbierausschank von Kollmann aufgebaut. An dessen altem Standort nahe der U-Bahn kommt das vom Frühlingsfest bekannte Weißbierkarussell von Manfred Georg Zehle neu hinzu.

Dr. Archibald, die Wiesnneuheit 2019, bekommt heuer einen zusätzlichen Film.

Neue Reservierungsregeln

Die Abfrage von Menübestellungen im Rahmen von Reservierungsanfragen haben wir bereits seit einiger Zeit kritisiert. Die Stadt verbannt Menüs nun ausdrücklich aus den Reservierungsformularen, was wir begrüßen. Den kleinen Zelten, dem Weinzelt und dem Käfer werden dafür jedoch noch höhere Mindestabnahmen gestattet.

Die Markerl, die die Zelte verkaufen, müssen deren Wirte ab sofort bis Jahresende in den Stammbetrieben einlösen lassen. Da einige Wirte bereits ihren Unmut über diese Regel kundgetan haben, befürchten wir, dass noch mehr Wirte den Wert der Gutscheine ohne vorherige Ankündigung nach der Wiesn beliebig reduzieren werden. Solang diese Praktik nicht untersagt wird, könnte die neue Regelung für die Wiesngäste sogar kontraproduktiv sein.

Zweitmarkt für Reservierungen

Die Wiesnwirte müssen erstmals ein Internetportal zur Verfügung stellen, das es ihren Reservierern erlaubt, Reservierungen zurückzugeben, sodass andere Interessenten ohne Mehrkosten über diese verfügen können.

Reservierungsfreier Feiertag

Wie zu erwarten war, ist vom Stadtratsbeschluss, den Feiertag reservierungsfrei zu halten, nicht allzu viel übrig geblieben. Nachdem viele Wirte eh schon Reservierungen für die Galerien und Boxen angenommen haben, hat der Stadtrat seine Erwartungen angepasst und die Reservierungsfreiheit auf die Mittelschiffe beschränkt.

Leider ist festzustellen, dass noch nicht einmal diese Regelung eingehalten wird. Im Marstall werden gewöhnliche Reihen im Mittelschiff reserviert, die Fischer-Vroni rechnet die Mittelschiffbox großzügig aus dem Mittelschiff heraus.

Musikalische Neuigkeiten

Zwar keine Neuheit, aber dennoch erwähnenswert ist die Tatsache, dass sich die Bräurosl leider endgültig von ihrem ursprünglich angedachten Musikkonzept verabschiedet. Wie schon im Vorjahr ab dem ersten Wiesnmittwoch, ersetzt Festwirt Peter Reicher seine Festkapelle am Abend durch eine Partyband. Sollte die Kapelle Josef Menzl weiterhin nicht ausschließlich auf Blasmusik setzen, dürfte das ironischerweise bedeuten, dass das Zelt dadurch sogar weniger Blasmusik bietet als andere Zelte.

Noch ein zweites Zelt verabschiedet sich vom Konzept der Festkapelle: In der Fischer-Vroni wird Sepp Folger und seine Münchner Musikanten nun jeden Abend um 19 Uhr von der Münchner Zwietracht abgelöst, die bereits aus dem Hippodrom und dem Marstall bekannt ist.

In der Kalbsbraterei spielt in der zweiten Woche ab 18 Uhr Blind Date und Die Oberbayern aus dem Marstall heißen nun Sandhofen. Flatout zieht vom Café Theres in den Glöcklewirt. Im Café Theres spielen ab heuer die Monaco Allstars.

Vollkonzession für die Schottenhamel-Festhalle

Obwohl die Schottenhamel-Festhallle wie die Fischer-Vroni oder der Marstall ein Wirtszelt ist, das keiner Brauerei gehört, verfügte es bislang nicht über eine Vollkonzession und durfte lediglich Bier ausschenken. Die Einführung von Wein wird allerdings nicht auch eine Bar mit sich bringen.

Das Bio-Hendl-Experiment

Bio-Hendl sind auf der Wiesn wahrlich keine Sensation. Die älteste Hendlbraterei der WIesn stellt gar schon 2000 sein Angebot auf Bioware um. Auch auf der Oidn Wiesn wurden sie bereits angeboten – jedoch immer parallel zum konventionellen Hendl. Im Traditionszelt, beispielsweise, war nämlich ein Aufpreis neun Euro zu zahlen, was nicht bei jedem Gast für Jubelschreie sorgt.

Mit dem Winzerer Fähndl und die Fischer-Vroni wagen es 2023 erstmals zwei große Wiesnzelte ausschließlich Bio-Hendl zu verkaufen. Wir sind gespannt, wie sich dies auf die Preisdynamik der restlichen Speisenkarte auswirken wird. Schließlich sind Hendl neben Schweinswürstl in der Regel das günstigste warme Speisenangebot.

Augustiner beliefert die Wildstuben nicht mehr

Brauereiwechsel ohne Wirtewechsel sind eher rar. Umso überraschter waren wir zu erfahren, dass die Wildstuben nicht mehr von Augustiner, sondern ab sofort von Spaten beliefert werden. Wir wissen nicht, ob dafür die Wirtin oder die Brauerei maßgeblich waren, jedoch kommt der Wechsel genau ein Jahr nachdem ein Video aus der Schänke des Zelts viral ging.

Darauf war zu sehen, wie ein Kellner mithilfe von Maßkrügen Flüssigkeiten von der Theke entfernte. Da von dieser Theke die Bedienungen auch ihre frischen Maßen bekamen, wurde unwissenden der Eindruck vermittelt, in der Wildstuben würde Bier gepanscht. Bei der außerordentlich um ihr Außenbild und die Schankqualität bemühten Augustinerbrauerei dürfte dieses Video nicht sonderlich gut aufgenommen worden sein. Nun übernimmt Spaten.

Bauliche Neuerungen bei den Zelten

Im nördlichen Bereich des Löwenbräuzelts kommt es zu einem größeren Umbau. Das Zelt bekommt eine neue Küche. Außerdem werden Teile der Lager, Umkleide und ein Aufenthaltsraum in den ersten Stock, oberhalb der Hirschauboxe, verlegt.

Das Weinzelt bekommt eine gänzlich neue Bestuhlung samt neuer Raumtrenner.

Das Marstall-Festzelt bekommt eine größere Renovierung, wozu uns jedoch noch weitere Informationen fehlen.

Auf die Erneuerung der Fassade folgt im Café Theres (ehemals Mohrenkopf) 2023 der Innenraum. Die neue Wandbemalung zeigt den Englischen Garten.

Der Biergarten der Fischer-Vroni wird umgestaltet. Insbesondere hat er große Sonnenschirme bekommen.

Das Schottenhamelzelt bekommt erstmals einen Raucherbalkon. Außerdem haben die neuen Bänke wieder einen hellen Holzton.

Kostenlose Wasserspender

Zu einem mittelgroßen Thema aufgebauscht wurde die Installation von kostenlosen Wasserspendern auf der Wiesn als Reaktion auf die teils inakzeptablen Preise für alkoholfreie Getränke. Erfreulicherweise soll der Antrag sehr pragmatisch umgesetzt werden. An den Außenwänden von vier Toiletten werden die Stadtwerke Trinkbrunnen anbringen. Derartige Installationen waren über Jahrzehnte an den Pissoirs der westlichen Seitenstraßen üblich. Das letzte davon, zwischen Winzerer Fähndl und Schottenhamel, wurde erst vor wenigen Jahren entfernt.

Münchner Kindl

2023 gibt es auch ein neues Münchner Kindl. Viktoria Kern (geb. Ostler) übergab beim Stadtgründungsfest ihr Amt an Franziska Inselkammer, die heuer erstmals die Wiesnumzüge anführen wird.