Das Zelt von Peter Schöniger ersetzt 2024 das Herzkasperlfestzelt auf der Oidn Wiesn.

Die Boandlkramerei nimmt 2024 auf der Oidn Wiesn den Platz des Herzkasperlzelts ein. Peter Schöniger steigt damit vom Würstlstandbetreiber, der er auf der Wiesn seit 1992 war, zum Wiesnwirt auf. Bislang war er vor allem für seine reisende Bayernland-Festhalle bekannt, die er unter anderem auf dem Münchner Frühlingsfest betreibt. Da sein Vorgänger Beppi Bachmaier ein wesentlicher Akteur der Münchner Kulturszene ist und auf der Wiesn ein sehr ungewöhnliches, vielfältiges Programm angeboten hat, sorgte der Wirtswechsel für einige Aufregung. Mit einer Livesendung des Bayerischen Fernsehens wurde bislang noch keine Neuvergabe begleitet.

Das Musikprogramm wird von Winfried Frey gestaltet. Eine Kopie des Herzkasperlzelts wolle er nicht schaffen, „jedoch altbewährte Musikgruppen und schmissige Künstler beibehalten, sowie dem gegenwärtigen Strom und den neuen jungen eine Chance zu geben.“ Sowohl altbekannte als auch junge Künstler sollen im Programm ihren Platz finden. Schöniger legt Wert darauf, dass Frey ihm von Karl-Heinz Knoll, einem der Köpfe hinter der Oidn Wiesn, empfohlen worden sei. Der wiederum stellte gegenüber dem BR klar, dass er das für das Volkssängerzelt getan habe. 2022 nämlich hat Schöniger schon versucht, die Schönheitskönigin durch seine Schöne Münchnerin zu ersetzen. Dieser Aspekt ist deshalb erwähnenswert, da die Gefahr besteht, dass sich die Boandlkramerei nicht deutlich genug vom Volkssängerzelt, das inzwischen Schützenlisl heißt, unterscheidet. Frey war bislang nicht für neue Volxmusik bekannt, die große Teile des Programms des Herzkasperlzelts belegte. Inhaltlich ist zum neuen Programm nichts Konkretes bekannt. Künstler werden dazu aufgerufen werden, sich unter info.musik@boandlkramerei.bayern zu bewerben, um offenbar noch vorhandene Lücken zu füllen.

Fragen wirft nicht nur das Musikprogramm auf, auch die Namenswahl mag sich nicht gleich erschließen. Wortwörtlich heißt es in den Presseinformationen, „Boandlkramer ist eine urbayerische Bezeichnung für den Tod. Boandl sind Knochen und Kramer ist ein umherziehender Händler. Der Name Boandlkramerei® ist geschützt und spiegelt den humorvollen Charakter und verspieltes Gemüt der Bayern ganz nach der Erzählung von Franz von Kobell. ,Die Gschicht von Brandner Kasper‘ erschien 1871. Einem Tegernseer erschien eines Abends der Boandlkramer, der ihn mitnehmen wollte. Dem 74jährigen Kasper gelang es, den Sensenmann mit „Kerschgeist“ betrunken zu machen, um beim Kartenspiel die Zusage zu ergaunern, erst mit 90 Jahren geholt zu werden. In der Kramerei wird gehandelt mit Knochen der traditionellen Wiesngerichte, wie Hühnerklein, Entenschlegel, Haxnknochen. Natürlich
gibt es bei uns auch innovative vegane und vegetarische Wiesnschmankerl, die die Absicht ‚zurück zum Bauernhof‘ schmecken lassen.“

Da diese Begründung so vermutlich auch in den Bewertungsunterlagen stehen, würde uns schon interessieren, von welcher Qualität diese üblicherweise sind. Hinterfragen muss sich insbesondere aber Beppi Bachmaier, der, wie man hört, ein sehr dünnes Bewerbungsmapperl abgegeben haben muss. Es wird interessant werden, wie sich die Boandlkramerei 2024 schlägt und welchen Musiker dort auftreten werden. Und nicht zuletzt, welches Zelt wir an dieser Stelle 2025 sehen werden.

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