Das bekannteste Geschäft auf der Wiesn hat sich seit 1869 dort gehalten. Kaum ein Münchner kennt nicht wenigstens die legendäre Parade auf der Außenbühne.

Über keine Wiesnattraktion wurde so viel geschrieben wie über den Schichtl. Zugegebenermaßen gibt es auch nicht allzu viele Wiesnattraktionen, die schon seit 1869 zwischen Bavaria und Paulskirche aufgebaut wird. Und dazu braucht es eben mehr als ein vier bunte Bretter, eine Zeltplane und ein paar lustige Einfälle. Dafür braucht es eine Legende, einen Mythos. Und genau einen solchen haben Michael August Schichtl und seine drei Nachfolger, Johann und Franziska Eichelsdörfer und Manfred Schauer mit ihrem Varieté-Theater geschaffen.

Wesentlich zu diesem Mythos beigetragen haben die beiden Konstanten, des ansonsten jährlich wechselnden Programms: Der meist weniger beachtete Schmetterlingstanz und die seit 1872 von Generationen geliebte „Enthauptung einer lebenden Person auf offener, hell erleuchteter Bühne mittels Guillotine, also dem Fallbeil“. Aus heutiger Sicht kaum mehr nachvollziehbar wurde die Enthauptung doch tatsächlich einmal aus dem Programm gestrichen. 1955 wurde sie durch „Pariser Schönheitstänzerinnen“ ersetzt – ein einmaliger Ausrutscher. Ein weiterer, ganz erheblicher Bestandteil des Mythos Schichtl, findet jedoch öffentlich auf der Bühne vor dem eigentlichen Theater statt: Die Parade, bei der die kracherten Rekommandierungskünste des Schichtls das meist in großen Trauben vor der Bühne stehende Publikum in die 400 Vorstellung pro Wiesn saugen sollen.

Diese waren bereits bei Unternehmungsgründer Michal August Schicht schon fester Bestandteil: „Oiso geht’s nei und schaugts naus oder moants vielleicht, i stäi mi da her und mach eich an Hanswurtschn? Des hab i net notwendig. I hab a Gäid auf der Bank, a Automobui, a Villa in Keferloh und a Luftschiff. I tua des ois zu meim Vergnügn, net zu eiam. Wanns mi ausm Heisl bringts, na hoit i a Seperatvorstellung für mi alloa, zu meiner Unterhaltung. Wissts was? Gebts engane greaspannan Nickl her, na brauchts gar net einageh, na kennts higeh, wots woits. Es seids schäi vergessn und mir ham unsern Giabign.“

Manfed Schauer hat die Figur des Schichtls in den späten 80ern neu erfunden und zieht sein Publikum seither mit seinem eigenen Humor heran: „Und es brauchts koa Angst ham, wei beim Schichtl is no nia oana dümmer nauskemma wiara neinganga is. Unmöglich, wei, wer so bläd ist, dass er da neingeht, der ko ja nix mehr verliern.“

2023 feiern Henker Ringo und der Schichtl selber ihre jeweils 15000. Vorstellung.