Auf dem Oktoberfest kann man gut essen - wenn man das richtige bestellt.

Auf dem Münchner Oktoberfest lässt es sich tatsächlich gut essen. Teilweise trotz, teilweise gerade wegen des enormen Andrangs. Trotz, weil es für die Küchen zweifelsohne eine Herausforderung ist, gerade zu Beginn einer Reservierungsschicht, tausende Mägen in kurzer Zeit adäquat zu befüllen. Gerade wegen, weil lang zu garende Gerichte zu jeder Zeit auf den Punkt gegart verfügbar sind.

Im Ganzen gegrillt bevorzugt

Daraus lässt sich eine wesentliche Richtlinie für eine sinnvolle Bestellung von Speisen auf der Wiesn ableiten: Speisen, die im Ganzen gegrillt werden, wie Hendl, Enten, Gänse, Kälber, Ochsen und Schweins- und Kalbshaxn, gibt auf der Wiesn in hervorragender Qualität, wie sie normale Wirtshäuser oft nicht bieten können. Zwei kleine Hendl- und Entenbratereien, Poschner und Heimer, verstehen sich sogar ausdrücklich als Speisezelte. Das Gericht, das mit Abstand am öftesten auf die Teller kommt, sind halbe Hendl. Auch Schweinswürstl mit Sauerkraut sind nach wie vor beliebt, können auf der Wiesn jedoch nicht mit dem eben erwähnten Vorteil punkten.

Kalte Brotzeiten

Wer es besonders traditionell mag, isst auf der Wiesn keine Hendln sondern Käse. In den ersten Jahrzehnten der Oktoberfestgeschichte, als die Verköstigung auf der Wiesn weniger dem kulinarischen Erlebnis als schlicht der Lebenserhaltung diente, wurden v.a. Käse und Brot oder Brezn verspeist. Weitere beliebte einzeln verkaufte Brotzeiten sind Presssack, Handwürst, Radi, Radieserl, Essiggurkerl, Wurstsalat, kalter Schweinsbraten oder Obatzter. Die Preise für gemischte Brotzeitplatten variieren erheblich zwischen den einzelnen Zelten, was sich meist auch in deren Bestückung niederschlägt. Während sie mancherorts sogar kalte Hendl- oder Ententeile bestückt werden, dominieren in anderen Zelten die Radieserl.

Ein Brotzeitbrettl mit Obazdem, Schnittlauchbrot, Radieserln, verschiedenem Schinken und Radi.
Ein Brotzeitbrettl mit Obazdem, Schnittlauchbrot, Radieserln, verschiedenem Schinken und Radi.

Süßspeisen

Die Auswahl an Süßspeisen beschränkt sich – wenn überhaupt – in den meisten Zelten auf Dampfnudeln, Apfelkücherl oder Apfelstrudel und Kaiserschmarrn. Auszogne werden meist ähnlich wie Brezn direkt am Tisch verkauft. Die auf Süßspeisen spezialisierten Kaffeezelte sowie einige Standl bieten darüber hinaus beispielsweise süße Knödel wie Germ- oder Marillenknödel an. Dazu kommen Bavesen, Topfenstrudl und die allgegenwärtigen gebrannten Mandeln.

Eine kleine Portion Kaiserschmarrn mit Apfelmus und Zwetschgenröster.
Eine kleine Portion Kaiserschmarrn mit Apfelmus und Zwetschgenröster.

An den Standln

Auf der Wirtsbudenstraße dominieren die Brotzeitstandl, deren Angebot sich sehr ähnelt. Dort gibt es Handwürst, Fischsemmeln, Käse, Leberkas und Schnitzsemmeln. Dazu kommen die Straßenverkäufe der kleinen Zelte, deren Angebot sich an deren Speisenkarten orientiert. Dort gibt es Bratwurstsemmeln oder Schweinswürstl mit Kraut aber auch zeltspezifische Spezialitäten wie Haxn- oder Ochsensemmeln.

Eine größere Auswahl an (vergleichsweise günstigen) Fischsemmeln und anderen Fischgerichten als die Brotzeitstandl bieten die spezialisierten Fischstandl. Die im Straßenverkauf erworbenen Gerichte, insbesondere die schwer im Stehen zu verspeisenden Hendl, Enten oder Steckerlfische können übrigens auch in den Biergärten verzehrt werden. Dort ist das Mitbringen von Speisen wie in gewöhnlichen Biergärten erlaubt.

Alle Gerichte, egal ob klein oder groß, sind an den Standln übrigens günstiger als in den Zelten. Die Brotstandl um die Zelte herum werden zudem an Bedürftige verpachtet.

Die am meisten verzehrte Süßwaren sind auf der Wiesn gebrannte Mandeln (rechts im Bild).
Die am meisten verzehrte Süßwaren sind auf der Wiesn gebrannte Mandeln (rechts im Bild).

Unverhältnismäßig teuer

Essen auf der Wiesn ist in der Regel tatsächlich recht teuer. Wie erwähnt lässt sich der Aufpreis bei Hendln, Enten oder Ochsen durch ihre hohe Qualität oder Rarität in gewisser Weise rechtfertigen. Andere Gerichte hingegen, die man auch in gewöhnlichen Wirtschaften in der Regel in guter Qualität bekommt, scheinen auf der Wiesn jedoch völlig überpreist. Dazu gehören beispielsweise Pfannengerichte wie Schnitzel Wiener Art oder auch echte Wiener Schnitzel, die teilweise 50% teurer als außerhalb der Wiesn sind. Diese bierzeltuntypischen Gerichte werden in erster Linie von Touristen bestellt. Oft noch extremer ist der Wiesnaufpreis beim Schweinsbraten, einem bayerischen Klassiker, der auf keiner Speisenkarte traditioneller Wirtschaften fehlt.

Mehr zu den Speisekarten der Oktoberfestzelte erfahren Sie auf unserer Sonderseite, genauso wie zum Wiesnbier.