Streiche Traditionsbetrieb, setze Champagnerzelt. Die Neuzulassungen von Mittelbetrieben der letzten Jahre werfen die Frage auf, was die Stadt eigentlich will?

Wiesn, was wird in Zukunft nur aus dir werden? Diese Frage zu beantworten ist nicht ganz einfach. Zwar beteuern die Vertreter der Stadt spätestens seit den 90ern gebetsmühlenartig, dass weder eine Champagnerwiesn noch der Oktoberfest-Ballermann Konzepte sind, mit denen sie sich anfreunden könnten, doch die Nicht-Ahndung von Verstößen gegen traditionsbewahrenden Vorschriften sowie einige Neuzulassungen der letzten Jahre lassen an dieser Devise zweifeln. Wie bereits berichtet, bereichert das Oktoberfest 2015 die Diskussion um die Zukunft des bayerischen Teilzeitparadieses um einen weiteren Aspekt.

Die 1934 erstmals auf der Wiesn vertretene Enten- und Hühnerbraterei Poschner muss dem Goldenen Hahn von Josef Able weichen. Ein großer medialer Aufschrei blieb jedoch aus, da sich das Poschner-Zelt nie als Traditionsbetrieb öffentlichkeitswirksam darzustellen vermochte. Nun könnte aus dem Fall allerdings doch noch ein Politikum werden. War das Poschner-Zelt als einziger völlig musikfreier Betrieb ein Vertreter der ruhigen, gänzlich Trachten-Party-unverdächtigen Wiesn, folgt mit dem Goldenen Hahn ein weiteres Champagnerzelt. Dieser Gegensatz zwischen dem, u.a. von Wiesn-Häuptling Josef Schmid immer wieder kolportierten, Streben zurück zu einer ruhigeren, traditionelleren Wiesn und einigen Zulassungsentscheidungen der letzten Jahre, ist nun zum wesentlichen Gegenstand einer Klage gegen den Ablehnungsbescheid der Stadt München geworden.

Die Stadt wird sich nun also öffentlich mit der Frage auseinandersetzen müssen, wie sie die Wiesn eigentlich sieht. Volksfest oder Trachten-Party? Wir sind gespannt.